Wohin irrt die Post?
Schwerwiegende Folgen
Durch die geplanten Poststellenschliessungen sind rund 1’200 Stellen betroffen. Das sind Angestellte, die meist eine spezifische Post-Ausbildung absolviert haben und mit diesen Qualifikationen nur schwerlich bei anderen Firmen eine neue Anstellung finden werden. Die Dienstleistungen in den Postagenturen werden derweil von Berufsleuten mit anderen Ausbildungen erbracht, für die das Postangebot nur ein Nebengeschäft darstellt. Dies wird der Öffentlichkeit mit Verweis auf längere Öffnungszeiten sogar als Plus verkauft. Fakt ist, dass sehr viele Dienstleistungen nicht mehr angeboten werden, wie beispielsweise Kontoeröffnungen, Münzwechsel (was für das Gewerbe wichtig ist), Promopost, Nachnahmegeschäfte oder das Abholen von Urkunden.
Auch die Bevölkerung wird unter der Poststellenschliessung leiden. In der Stadt wird die Bevölkerung längere Anfahrtswege und der Verlust der Quartierattraktivität hinnehmen müssen. Auf dem Land sind die Auswirkungen noch gravierender. In den Ämtern Sursee, Willisau und Entlebuch ist aktuell jeweils nur eine einzige Poststelle sicher. Alle anderen sind auf dem Prüfstand. Im schlimmsten Fall werden diese Ämter mit nur noch einem Standort mit dem vollen Postangebot auskommen müssen.
Vertrauensverlust
Die Post kann mit diesem Vorgehen nur verlieren. Sie geniesst noch ein grosses Vertrauen innerhalb der Bevölkerung. Dieses Vertrauen fusst vor allem auf den traditionellen Dienstleistungen und den Sympathieträgern der Post: Den Briefträgern, der Poststelle in der Region oder den Postautos.
Heute generiert die Post einen Grossteil ihrer Einnahmen und ihres Gewinns mit den neueren Dienstleistungen der Postfinance. Wenn die Post nun die Rendite in den traditionellen Geschäftsbereichen über alles stellt und einschneidende Massnahmen beschliesst, wird das Vertrauen in den gesamten Konzern schwinden. Die Leute werden sich fragen, warum sie ihr Geld überhaupt der Post anvertrauen sollen, die genauso renditeorientiert und unpersönlich ist wie andere Grossfirmen.
Poststelle der Zukunft
Das massive Zusammenstreichen des Poststellennetzes erweckt den Eindruck, dass die Verantwortlichen keine Strategie verfolgen, sondern ausschliesslich eine Kostenoptimierung anstreben. Dabei stellt das Filialnetz einen enormen Mehrwert und Alleinstellungsmerkmal gegenüber der Konkurrenz dar.
Warum werden die Poststellen denn nicht den neuen Anforderungen angepasst? Die Poststelle der Zukunft könnte als Drehscheibe für alle postalischen Dienstleistungen – Briefe, Pakete, Postauto- oder Postfinance-Angeboten – fungieren.
Die Poststellen könnten auch als Sammelstelle für andere Postanbieter, wie DHL oder UPS, dienen. Unrealistisch ist diese Vorstellung nicht. Denn eine Gruppe von Postmitarbeitern haben zusammen mit der Gewerkschaft syndicom insgesamt 36 Massnahmen für die Poststelle der Zukunft definiert. Diese Chance sollten die Verantwortlichen ergreifen. Denn wenn die Poststellen geschlossen sind, ist es zu spät.